Archiv für Mai, 2013

Heute ist es soweit. Ich fahre jetzt seit genau einem Monat mein kleines schwarzes Taxi. Und was ist in der Zeit alles passiert? Ich ziehe mal ein wenig Bilanz.

  1. Die Kunden…waren in 99% der Fälle alle lieb. Ich bin nun einmal neu, muss noch öfter Nachfragen und gut und gerne passierte es auch einmal das ich eine Straße nicht kannte. Dank Google Maps, einer Straßenkarte, den Kollegen am Taxistand und den Kollegen am Funk bin ich recht gut klar gekommen. In einem Monat habe ich mich nur 2 mal richtig böse verfahren. Gott sei Dank ohne Kunden im Auto. Dafür entschuldige ich mich bei der Dame auf  dem Weg zur Familienfeier die weil ich zu spät war die Suppe verpasst hat 😦 Ich hoffe man hat ihr was warm gehalten. Eine einzige Dame hat Probleme bereitet. Leider dazu noch eine Stammkundin unseres kleinen Unternehmens. Diese hat mich, warum auch immer, einmal in die Schulter gebissen und einmal den Arm zerkratzt. Manchmal fragt man sich wirklich was die Leute sich denken… ich konnte leider nicht fragen denn die Dame (vielleicht kreuzung mit Pittbull?!) sprach nur russisch. Und in einem Monat schon haben sich zwei Lieblingskunden gefunden. Einmal ein junger Mann der sich bei jedem Anruf meldet mit „ich stehe auf deiner Kundenliste weist du noch??“ 😀 Natürlich weis ich noch und werde es auch nicht vergessen. Ich freu mich immer wenn er mich anruft auch wenns an meinem freien Tag ist und ich ihn leider abweisen muss. Der andere Lieblingskunde ist eine ältere Dame die immer sehr viel erzählt. Manche mögen ja die Geschichten von alten Menschen nicht. Ich hingegen liebe sie. Meine Lieblingskundin war in einem anderen Land einmal ein gefeiertes Model und später Fernsehmoderatorin. Sie kam nach Deutschland zurück um ihre Eltern zu pflegen. Ihre Geschichten sind super spannend!!
  2. Die Kollegen…habe ich alle lieben gelernt. Jeden einzelnen bisher mit seinen Eigenarten. Da wir keine Großstadt wie Berlin oder Hamburg sind, ist der Anteil der Nachtdienstkollegen überschaubar und man kennt sich. Einer meiner Kollegen (von einer anderen Firma) hat den ganzen Aschenbecher voller Bonbons. Ich habe mich schon gefragt ob sich der Aschenbecher immer wieder von Zauberhand füllt. Denn jedes mal wenn ihn jemand begrüßt verschenkt er ein Bonbon. Immer. Irgendwie macht ihn das sympathisch. Auch alle anderen sind super lieb. Jeder NachtfBonbon, ahrer bei uns hat einen lustigen kleinen Spleen. Mein eigener ist wohl das ich Nachts im Taxi immer einen Film laufen habe. Ein anderer hört immer lautstark Beethofen, der nächste durchforstet stundenlang die Bildzeitung. Einer verfolgt mich sogar. Ist aber wohl Zufall das er unnatürlich oft die Rücke hinter mir „bewohnt“. In unserer kleinen netten Firma sind auch alle toll. Es gibt wirklich keinen der gemein oder fies ist. Aber es ist schon spannend wie jeder so zum Taxiberuf gekommen ist. Einer meiner Firmenkollegen fährt ein Glückstaxi 🙂 Er hat immer eine Sammlung von Sprüchen über das Glück im Taxi liegen und ich finde die Idee super. Ein Thementaxi 😀
  3. Die Kneipen… die man anfährt sind immer super. Ganz ehrlich ich mag das. Oft wartet man dort noch bis der Kunde sein Bierchen ausgetrunken hat und in der Zeit bekommt man immer eine Cola oder eine Zigarette angeboten. Wirklich sehr lieb 🙂 Aus den Kneipen hole ich fast immer die liebsten und großzügigsten Kunden ab.  Warum viele dort nicht sooo gerne hinfahren verstehe ich nicht wirklich. Gut die Kundschaft dort ist fast immer betrunken aber dafür sind wir ja da. Mich selbst stört es nicht wenn die Kunden betrunken sind. Solange sie ihre Körperflüssigkeiten bei sich behalten ist meine Welt in Ordnung. Wenn ich noch ein bisschen mehr lerne, kann ich bald einen Duden schreiben: Betrunken Deutsch-Deutsch Betrunken 😉

In dem Sinne starte ich gut gelaunt in den nächsten Monat meiner Taxikarriere 🙂 Auf viele weitere Kunden, viel Trinkgeld und lustige Gespräche mit den Kollegen 🙂

Fahrt ins Grüne…

Veröffentlicht: 28. Mai 2013 in Die Kundschaft
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Hach ja die Nachtschicht fängt super duper an 🙂 Statt mich durch das beschauliche Göttingen zu schlagen geht meine erste fahrt an diesem Tag mitten in ein kleines Dörfchen. Daran machte nicht nur die kleine digitale Anzeige auf dem Taxameter Spaß,  die unaufhörlich kletterte, sondern auch die Fahrt an sich.

Bei dem schönen Wetter fein durch die Abendsonne,  vorbei an kleinen Wäldern und weiten leuchtend gelben Rapsfeldern.  Offene Fenster und der Geruch nach Sommer in der Luft 🙂 So macht Taxifahren spaß 😉

Regen…regen…regen…

Veröffentlicht: 26. Mai 2013 in Rund ums Taxi
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Nun schon die dritte Nacht on Folge… Es regnet und regnet und regnet und vor allem: Es schlaucht und zerrt an den Nerven. Man hat das Gefühl alles blendet beim fahren und man vereinsamt in seinem Taxi.

Wo wir sonst draußen mit Kollegen plauschen sitzen wir nun alle in den Autos und starren in den Regen. Und es scheint auch nach 3 Tagen immer noch so als würden die Wolken nicht weniger sondern immer mehr und mehr.

Ich als Nacht Fahrer habe an sich nicht viel von der Sonne aber nur noch Wolken und Regen zehren nicht nur bei mir an den Nerven. Auch den anderen Fahrern merkt man an das selbst die beste Laune dem Wetter nach gibt und trübe wird.

Und so sitze ich in meinem Taxi,  lese und höre dem Regen zu….seufz

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Das liebe Trinkgeld

Veröffentlicht: 17. Mai 2013 in Die Kundschaft
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Also mal ehrlich 🙂 Natürlich freue ich mich über Trinkgeld. Sehr sogar weil es natürlich ein für mich wichtiger Zusatz zu meinem als Fahrer nicht grade großem Gehalt ist. Ich bin aber auch nicht böse wenn ich keines bekomme. Ehrlich nicht. Ich selbst gehöre zu den Leuten die sehr wenig geben und nur „Aufrunden“ weil mir zu mehr das Geld fehlt.

Und ich bin niemals böse wenn jemand aus meinem Taxi steigt und hat mir nichts gegeben. Entweder habe ich es aus irgendeinem Grund nicht verdient, oder der Kunde ist eben auch nicht so reich gesegnet. Damit kann ich sehr gut leben. Mein ganz persönliches Problem habe ich nur mit einer einzigen Sache in Bezug auf das Trinkgeld: Wenn sich jemand sehr sehr arrogant benimmt und mir „armen Dienstleister“ dann mit einem überheblichen grinsen 10 cent überreicht. Wir Fahrer arbeiten 12 Stunden Schichten für unser Geld und unsere Arbeit ist nicht immer einfach denn wir sind nicht nur Fahrer sondern in vielen Fällen auch Seelsorger für kurze Zeit, Gesprächspartner für Menschen die sonst keinen zum Reden haben, Taschenträger, Kofferschlepper und ab und an auch mal Ventil für schlechte Laune.

Das alles bin ich sehr gerne für Kunden. Wirklich. Und das nicht nur weil für mich etwas raus springen könnte sondern einfach weil ich finde das es dazu gehört und diesen Beruf habe ich mir nun einmal ausgesucht.  Und wenn ein Kunde mir nichts dafür geben kann denke ich nicht schlecht von ihm.

Aber das überhebliche grinsen bei 10 cent nach dem Motto „du armes Ding hast es bestimmt nötig, kauf dir doch ein Bonbon“ da fällt es mir schwer mit einem lächeln „Danke“ zu sagen. Es geht nicht um das Geld, es geht um den Blick und das unterschwellige „auslachen“ so empfinde ich das.  Das machen natürlich die wenigsten Kunden. Die meisten meinen es ernst und „normal“ dann ist das völlig in Ordnung. Manche Kunden scheinen nur zu denken das wir Taxifahrer Fußabtreter sind. Ich muss dabei immer an die Sklaven denken, denen man freundlicherweise ein Brotrest schenkt. Und wenn ich mich so fühle, sind das kurze Momente in denen ich keinen Spaß an meinem Beruf habe.

Also liebe Kunden 🙂

Wenn ihr uns eine kleine Aufmerksamkeit geben wollt, dann tut das doch. Wir freuen uns sehr darüber, auch über kleine Beträge. Es ist für uns nur ein Zeichen das wir unsere Arbeit gut gemacht haben und euch gerecht geworden sind. Aber bitte denkt nicht das wir Menschen zweiter Klasse sind denen man einen Rest hinwirft und erwartet das sie sich überschwänglich bedanken. Kein Mensch hat gerne das Gefühl das man ihn als Bettler oder Sklaven sieht.

Ich hoffe ihr habt verstanden was ich sagen wollte und keiner bekommt das in den falschen Hals.

Der erste Kunde…

Veröffentlicht: 15. Mai 2013 in Die Kundschaft
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… ist immer etwas besonderes. Vermutlich wirklich für jeden Taxifahrer und jeden der etwas mit Kunden zu tun hat.

Nachdem man nun so lange für den Taxi-Schein gelernt und gepaukt und gebüffelt hat, steigt der erste Kunde in dein Auto und man selbst, als  junger Fahrer, betet das er nett und verständnisvoll ist.

Ich in meiner Freude über den ersten Arbeitstag, habe meinem ersten Kunden eine Schachtel Pralinen zugedacht. Die überreichte ich dann einem netten älteren Herren der vom Nachmittagskaffee nach Hause wollte. Und sogar einen Euro Trinkgeld hat es gegeben, na das geht ging ja super los 🙂

So motiviert stieg mein zweiter Kunde in mein Taxi, dieses mal schon im Dunkeln bei strömendem Regen. Obwohl er nur Englisch sprach, wusste ich zumindest wohin er wollte. Und das war an diesem ersten nervösen Tag schon echt eine Leistung.