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Schenkelklopfer

Veröffentlicht: 11. Juli 2013 in Die Kundschaft
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Ich steige so in mein Taxi, fahre los zum ersten Kunden und der zockelt schon friedlich aus der Kneipe.

Ich „Wohin fahren wir denn?“

Kunde „Nach Hause“

Ach so.. super. Der Herr lacht sich über seinen äußerst kreativen Witz weg, ich versuche ein höflichkeitslachen. Letztendlich fahren wir richtung Grone, ein Stadtteil von unserem schönen Göttingen. Auf dem Rückweg in die Stadt nehme ich eine weitere fahrt über Funk an. Ich bin nach 10 Minuten an der Schenke und komme hinein, melde mich brav.

Kunde „Sind sie das Taxi?“

Ich „Genau das“

Der Kunde kommt raus, steigt in mein Taxi und zottelt seine Tasche zwischen die Beine auf den Fußboden.

Ich „Wohin gehts denn?“

Kunde „Nach Hause bitte“

Der Kunde grinst über seinen gelungenen Witz und ich habe irgendwie das Gefühl den schon einmal gehört zu haben. Diesmal geht es nach Geismar. Da wir Sommerlich haben und ich keine Anschlussfahrt, tucker ich zu meinem lieblingsplatz. Der Markt. Ich warte an der Taxihalte, rauche eine und ein Mann kommt an mein Taxi.

Kunde „Sind sie Frei?“

Ich „Natürlich kommen sie rein, wohin gehts denn?“

Kunde „Nach Hause bitte“

Ok, diesmal kann ich wirklich nimmer drüber lachen und nach einer Woche im Taxi mit diesen drei Standartsprüchen werde ich schlagfertig.

Ich: Wohin fahren wir denn?

Kunde: Nach Hause bitte

Ich: Zu mir oder zu ihnen?

—-

Kunde: Sind sie das Taxi?

Ich: Nein nur der Fahrer, das Taxi is heute bissle schüchtern und wartet vor der Tür

Kunde: Sind sie Frei?

Ich: Wie ein Adler in den Bergen 😀

Oftmals bricht es das Eis. Neulich saß ich im Taxi als erster, habe gelesen und eine Kundin fragte ganz schüchtern und klassisch: Sind sie frei? ..Mh nein, ich sitze nur gerne im Taxi und lese 😀

Ich glaube beim nächsten mal wenn ein Kunde sagt: Nach Hause bitte. Werde ich einfach mal los fahren und schauen wie er guckt 😀

In dem Sinne.. einen tollen Taxitag

Euer Nacht-Taxi

Ich komme frisch von einer doch recht gelungenen Nachtschicht (Außer dem Fingernagelunglück aber das is wohl ein klassisches Frauenproblem) und musste auf der Heimfahrt feststellen, das ich mich doch immer noch ein wenig über einen Kunden ärgere… Wobei ich glaube es ist nicht einmal der Kunde selbst über den ich mich geärgert habe sondern über die Einstellung die mir häufiger begegnet.

Verhandeln über den Fahrpreis.

Natürlich leben wir in einer „Geiz ist Geil“ Gesellschaft aber erschreckender weise habe ich eine Erkenntnis gewonnen: Handeln tun nicht gestresste Mütter die mit ihren 3 Kindern und schwer beladen ins Taxi steigen, auch nicht die Rentner die nicht viel Geld haben und vielleicht in ein Altenheim wollten, auch nicht die nachweislich Arbeitslosen die schnell irgendwo hin wollen, nein. Handeln tun die, die das meiste Geld haben und denen ein Euro mehr oder weniger nun einmal ganz sicher nicht wirklich weh tut. Das verwundert mich ein bisschen. Vielleicht sind es grade die, die Arbeit nicht mehr zu schätzen wissen? Die denken Dienstleistung ist eine Selbstverständlichkeit die man nicht bezahlen muss?

Wenn man diese Leute fragt, was sie denn denken warum Taxifahren Geld kostet kommt eine Antwort: Das Benzin.

Und was sonst noch? Die Leute denken nicht daran das ich bezahlt werden möchte, der Mensch vom TÜV der die Autos abnimmt, der Mechaniker der sie in Schuss hält und und und. Dienstleistung verkommt zu einer Sache die minderwertig ist habe ich manchmal das Gefühl. Wenige Kunden verstehen das ich 12 Stunden am Tag für das Geld arbeite, das ich davon mein Leben bestreite. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich schade. Neulich hatte ich einen Kunden der gerne ins Bordell fahren wollte und versuchte um 2 Euro mit mir zu feilschen. Dieser Herr ist also bereit Geld für Sex zu bezahlen, dort vielleicht noch ein überteuertes Bier zu bezahlen und deshalb mit dem Taxi zu fahren und die Dienstleistung die ihm am wenigsten wert ist, ist die, die ihn sicher nach Hause bringt? Das ist eine erschreckende Sache finde ich.

Was würde passieren wenn morgen alle Dienstleistungen verschwinden die für die Leute selbstverständlich und nicht mehr wahrnehmbar ist? Kein Bus würde sie zur Arbeit fahren, kein Mechaniker würde ihre Bremsen warten, kein Barkeeper würde die leckeren Cocktails mixen und kein Taxifahrer würde die Leute sicher nach hause bringen. Keiner backt mehr die gute Pizza doch das macht nichts, denn der Fahrer der sie liefern würde ist auch nicht mehr da. Die freundliche Frau die morgens die frischen Brötchen verkauft ist nicht mehr da und der LKW Fahrer über den sich alle Autofahrer auf der Autobahn immer ärgern hat eh kein Mehl mehr geliefert. Der Bauer hat das Feld nicht bestellt und so weiter und so fort. Alles Dienstleistungen, die man irgendwie übersieht oder als minderwertig betrachtet, die doch aber so viel mehr fehlen würden als ein Bankchef im Anzug.

Denkst vielleicht einmal drüber nach 🙂

Mit freundlichen und müden Grüßen, euer Nacht-Taxi